Skip to content
Monatsbilder November und Dezember in der Salzburger Handschrift, 818 AD.
Monatsbilder November und Dezember in der Salzburger Handschrift, 818 AD.

Bis in unsere Zeit hinein waren der Spätherbst und Winter die Jahreszeit, in der die Schweine geschlachtet wurden, so war es auch auf dem Campus Galli im vergangenen November. Für uns war es aber auch eine Notwendigkeit, denn die Wollschweine waren ein Kompromiss gewesen: mit ihrem dichten, dunklen Fell erinnerten sie ein wenig an die mittelalterlichen Schweine, wie wir sie von Abbildungen kennen, letztlich ist das Wollschwein aber eine Rasse des 19. Jahrhunderts. Von Anfang an hatte Herr Dr.Specker, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats und erfahrener Tierarzt, die Hoffnung gehegt, Tiere einer einfachen Landrasse für unser Projekt zu bekommen.

Auch wenn Albrecht Dürer diese Schweine im 15. Jh. abbildete, in ihrem Aussehen hatte sich seit den Karolingern nichts geändert. (Albrecht Dürer, Der verlorene Sohn unter den Schweinen 1497-1498)
Auch wenn Albrecht Dürer diese Schweine im 15. Jh. abbildete, in ihrem Aussehen hatte sich seit den Karolingern nichts geändert. (Albrecht Dürer, Der verlorene Sohn unter den Schweinen 1497-1498)

 

Auf alten Buchmalereien und Holzschnitten sieht man ein Schwein, das z.T. bis weit ins 19. Jh. hinein so erhalten blieb: hochbeinig und ein länglicher Schädel wie bei Wildschweinen, jedoch etwas kleiner. Das Fell weniger dicht als beim Wildschwein, mit einem markanten Rückenkamm, dabei aber ganz insgesamt eine gewisse Variabilität in der Färbung und Behaarung, wie sie für Landrassen charakteristisch ist (im Gegensatz zur systematischen Züchtung der jüngeren Zeit!). Diese „Weideschweine“ waren robust, und den jeweiligen, regionalen Umweltbedingungen angepasst. Sie fraßen was zur Verfügung stand, gruben auch Wurzeln aus und konnten im Freien gehalten werden. Nach heutigen Maßstäben würde diese Rasse als unproduktiv eingestuft, mit wenigen Ferkeln und einem relativ langsamen Wachstum.

 
Das „East Balkan Pig“ wäre Dr. Speckers Wunschkandidat gewesen, doch ein Import war wegen der Gefahr einer Schweinepest-Übertragung bislang nicht möglich. Eine ebenfalls sehr gute Annäherung an das Schwein des Mittelalters ist das „Düppeler Weideschwein“, eine Rückzüchtung die Anfang der 90er auf Initiative des Museumsdorfs Düppel entstand. Herrn Dr. Specker gelang es zwei solcher Schweine zu bekommen, und spendete sie dem Campus. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich! Unsere Schweine sind etwas „wildschweinlastiger“ als das einfache Düppeler Weideschwein, weil der Züchter in Ermangelung eines Weideschwein-Ebers mit einem Wildschwein-Keiler züchtet. Wie wir hier selbst weiterzüchten können und wollen, wird sich im Laufe des Jahres klären.

 

Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

*