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In den nächsten Tagen wird ein hölzerner Kreuzgang als Anbau der Holzkirche errichtet. Die Hölzer wurden in mehrwöchiger Arbeit vorbereitet, heute begannen Michael und Julian mit dem Vermessen und Markieren der genauen Position im Gelände. Unterstützt durch mehrere ehrenamtliche Helfer werden Löcher für die Pfosten ausgehoben, und auf dem Abbundplatz werden weiterhin Bohlen und Latten angefertigt.

Dann kann es mit dem „Richten“ losgehen. So bezeichnen Zimmermänner das Aufstellen der  fertig vorbereiteten („abgebundenen“) Hölzer. Es ist beim Bauen derjenige Abschnitt bei dem in kurzer Zeit sehr viel zu sehen ist, fast stündlich geht es voran. So können sich die Besucher in nächster Zeit auf deutliche Baufortschritte freuen. Sobald dann der Kreuzgang steht, ist der Nebeneingang der Kirche endlich zugänglich und so kann dann auch der dritte und letzte Abschnitt des Fußbodens eingebracht werden.

Den Kreuzgang darf man sich dabei nicht als geschlossenes Quadrat vorstellen, wie es bei der späteren Abteikirche einmal der Fall sein wird. Es ist vielmehr ein „L“, das einen überdachten Zugang für die Mönche dargestellt hätte und direkt in den Chorraum führt..

5 Comments

  • Sabine Junghans sagt:

    Wozu ein Kreuzgang, der eigentlich nirgendwo hinführt?
    Wieso gehen die Mönche bei eurer Kirche nicht einfach vorne rein???

    • Campus Galli sagt:

      Bei vielen frühen Kirchen, selbst kleinen Kirchen wie derjenigen von Molzbichl, die in vielerlei Hinsicht Pate für unsere Holzkirche stand, gibt es einen zweiten Eingang der direkt in den Chorraum führt.
      Der Kreuzgang, der zu diesem Eingang führt, ist außerdem ein Ort der Beratung und des Austauschs, deshalb die Bänke an der Seite. Der Kreuzgang führt dorthin, wo Glockenturm und Wohnhaus der Mönche entstehen werden, bzw. führt in die Richtung, wo das eigentliche Kloster entsteht, also Richtung Gärten… und nicht auf den Abbundplatz zu den Handwerkern.

      • Clemens Weißenberger sagt:

        Der Kreuzgang diente vor allem auch dazu, dass sich die Mönche hinter dem Kreuz versammeln (daher auch der Name), um zu Gottesdiensten und Gebetszeiten in die Kirche einzuziehen.

    • Clemens Weißenberger sagt:

      Mönche lebten in Klöstern, die den Gepflogenheiten des Grundrisses des Campus Galli folgen, in einem ihnen eigenen Bereich. Grundlage war hier in der Regel der Plan des Klosters St.Gallen in der Schweiz, einem Idealplan benediktinischer monastischer Tradition. Die Mönche, die Priester waren, waren in ihrem Leben getrennt „von der Welt“, abgeschlossen, was in der Fachsprache Klausur genannt wird. Die Klausur durfte in der Regel nur von Mönchen betreten werden. Gibgen die Mönche zum Gebet, mussten sie in die Kirche und die Klausur verlassen. Da sie auch in der Kirche im Chorgestühl ihhren Bereich zum Beten hatten, betraten sie diesen durch einen gesonderten Zugang. Dies taten sie nach der Versammlung im Kreuzgang und zogen gemeinsam in die Kirche, um den Klausurbereich nicht verlassen zu müssen. Den Gebeten und Gottesdiensten konnten auch Gläubige besuchen, aber diese hatten den „normalen“ Zugang, also den Haupteingang zur Kirche. Die Kirchen in Klöstern „gehörten“ eben dem Kloster, anders als die Kirchen in einem Dorf oder einer Stadt, das den Gläubigen der jeweiligen Gemeinde und Städte „gehört“.

      • Campus Galli sagt:

        Lieber Herr Weißenberger, danke für Ihren ausführlichen Kommentar. Das, was Sie beschreiben gilt im Wesentlichen für spätere Zeiten. Viele unserer Gespräche mit Experten sowie auch unsere Recherchen zielen darauf ab, zu ergründen wie es während der Karolingerzeit war, über die wir leider relativ wenig wissen. Es scheint als wäre in dieser frühen Zeit Vieles noch nicht ganz so streng geregelt gewesen, sowohl was die Klausur angeht wie auch kirchliche Rituale, Farben der Gewänder etc.
        Der St.Galler Klosterplan war dabei nach aktueller Forschungsmeinung auch nicht der „Idealplan“ für den er lange gehalten wurde. Man weiss heute dass er keine Kopie ist, wie lange angenommen, sondern ein einzigartiges Dokument. Er ist eher eine der vielen Umsetzungen der Benediktregel – hier in Form eines Pergaments, das versucht räumliche und organisatorische Dinge in Bezug zur Benediktsregel zu setzen, sodass daraus ein „Klosterplan“ entsteht, der aber eben kein Bauplan ist, sondern eher eine konzeptuelle Arbeit.

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