von M.Punzel

Als wir im Winter 2016/2017 auf der Suche nach der Lösung unseres „Hirse-Problems“ waren, hatte ich auch mit Menschen Kontakt aufgenommen, die in Afrika tätig waren, um sie zu ihren Beobachtungen zur dortigen Hirseverarbeitung zu befragen. Hier wird noch täglich von Hand die Hirse für ein afrikanisches Grundnahrungsmittel, den Hirsebrei, gestampft. Und obwohl es sich um andere Hirsearten – meist Sorghumhirsen oder Perlhirse – handelt, müsste die Vorgehensweise doch ganz ähnlich sein? Viele Menschen kennen die Bilder, wie afrikanische Frauen – meist abwechselnd mit langen Stößeln die Hirse im Mörser bearbeiten. Leider hatte keine meiner Kontaktpersonen ganz genau hingeschaut, keiner konnte erklären, warum es bei uns eben NICHT funktionierte.

Und jetzt möchte ich die Fortsetzung der Geschichte endlich auch schriftlich festhalten und den interessierten Menschen im Internet zugänglich machen. Eine Geschichte, die ich schon vielen Besuchern erzählt habe….

Denn: Die Antwort kam im Sommer letzten Jahres ganz unerwartet zu uns. In einer Gruppe von freiwilligen Helfern (es handelte sich um Heilerziehungspfleger in Ausbildung, die eine Woche auf der Baustelle mitarbeiteten) war auch ein junger Mann aus Gambia: Christian. Er half in der Werkstatt des Drechslers und im Gespräch mit unserem Drechsler Hans, kamen die beiden auch auf die Hirse zu sprechen. Und Christian sagte: „Ich zeig euch, wie das geht, meine Mutter macht das jeden Tag.“

Und das tat er dann auch, während der Pause, im Mitarbeiterbereich, als wäre es die einfachste Sache der Welt…. Als provisorisches Gefäß diente uns einer der Holzeimer, die wir auf der Baustelle verwenden. Stößel hatten wir bereits angefertigt.

Tatsächlich gab es schon nach kurzer Stampfzeit erste sichtbare Erfolge: Ganze spelzfreie Körner, die wir bisher nicht hatten erzielen können. Allerdings flogen auch viele Körner aus dem Eimer, das Gefäß der Wahl sollte im Idealfall deutlich höher sein.

Warum also klappte es nun?

Ich denke, die Lösung des Rätsels liegt in der Menge Hirse, die Christian ins Gefäß füllte: es waren etwa 2 Kilo auf einmal! Das führt dann dazu, dass nicht einzelne Körner zwischen Holz und Holz geraten und so zerquetscht werden, sondern die Hirsekörner aneinander gequetscht und dadurch schonender entspelzt werden.

Auch das weitere Vorgehen demonstrierte er uns mit geübten Bewegungen. Die Füllung des Mörsers wird in eine Worfelschale gegeben und in die Luft geworfen. Der Luftzug beim Niederfallen treibt die leichten Spelzen fort. Die entspelzten Körner und die Körner mit Spelz trennen sich nach Gewicht. So kommen die fertigen in eine Schale, die unfertigen wieder in den Mörser, usw….

Es handelt sich um einen langwierigen Vorgang, der nur mit genug Übung so flüssig und mühelos wirkt wie bei ihm.

Und so bestätigt sich wieder einmal, was wir an anderer Stelle schon häufiger festgestellt haben: Übung ist durch nichts zu ersetzen! Wenn man weiß, wie es geht, beherrscht man es noch lange nicht.  Wir hoffen, dass wir dieses Jahr nach der Ernte Zeit finden werden um unsere eigenen Erfahrungen machen zu können. Das Gefäß wurde schon hergestellt.

Noch einmal: „Vielen Dank Christian!“

Übrigens: Inzwischen bauen wir neben der Rispenhirse (Panicum miliaceum) auch eine Kolbenhirse (Setaria italica) an. Sie sieht sehr schön aus, ihre Körner sind aber noch etwas kleiner als die der Rispenhirse.

One Comment

  • Hubert Kuhlmann sagt:

    Habt ihr schon einmal versucht, mit einer Dinkelmühle Kontakt aufzunehmen? Denn auch der Dinkel ist ursprünglich bespelzt und wird in diesen Dinkelmühlen in großen Mengen verarbeitet. Wenn man sich die industrielle Mechanik wegdenkt, wird es sich bestimmt auch in eine „handwerkliche“ Arbeit umwandeln lassen. Auf der Website der Stadtmühle Geisingen (https://stadtmuehle-geisingen.de) ist der gesamte Prozess sehr schön beschrieben. Vielleicht könnte man ja einfach dort mal nchfragen oder sich sogar bei einem Besuch ein paar Tips abholen, wie man das Projekt an die Anforderungen des Campus anpassen kann.
    Viele Grüße und viel Erfolg!

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