Der Glockenguss hätte am Wochenende das i-Tüpfelchen der bisherigen Saison sein sollen. Und obwohl alle Beteiligten mit Hochdruck arbeiteten, wurde Freitag auf Samstag Nacht klar – es klappt nicht… schon wieder! Der Frust war da, gerne hätte man den Besuchern die Glocke präsentiert, doch zeigt sich bei der Glocke was bei Campus Galli fast Alltag geworden ist: Viele Dinge sind nicht auf den Tag genau planbar!
Trotz geballter Fachkompetenz gibt es in allen Arbeitsbereichen schlichtweg kaum Vergleichswerte und Erfahrungen, auf denen man aufbauen könnte. Eine Glocke nach der Beschreibung von Theophilus Presbyter aus dem 12. Jahrhundert zu gießen, das hat seit wahrscheinlich fast 800 Jahren niemand mehr gemacht. Die Erfahrungen aus Labor und Werkstatt nun auf unser Gelände zu übertragen, das geht nur eingeschränkt, Verzögerungen gibt es immer wieder. Und zwar nicht –das soll betont sein- weil alle Mitarbeiter langsamer arbeiten (die vielbeschworene „Entschleunigung“) sondern weil es zahlreicher zusätzlicher Arbeitsschritte bedarf, bis ein Projekt beendet ist. Die Handwerker arbeiten permanent mit Hochdruck und unter erschwerten Bedingungen!
Die Form der Glocke war im Laufe der Woche bereits in Wachs fertig modelliert worden, der Lehmmantel darüber bereits in einer ersten Schicht aufgetragen, aber bevor es mit weiteren Aufträgen weitergehen konnte, hätte die erste Schicht einigermaßen fest sein müssen. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und den wiederholten Regengüssen trocknete dies alles aber einfach zu langsam (trotz Dach!). Die weitgehend fertige Gussform steht nun in der Steinmetzhütte und trocknet langsam durch. Unser Mitarbeiter Hans wird noch ein paar weitere Lehmschichten auftragen sobald die Form es zulässt. Der Guss erfolgt dann irgendwann in der zweiten Oktoberhälfte, der Termin steht noch nicht und wird auch erst bekanntgegeben, wenn wirklich ALLES fertig ist. Das kann dann auch recht kurzfristig sein.
Ansonsten dürfen wir das Wochenende dennoch sehr positiv abschließen. In der Schmiede konnten wir aus Renneisen den Rohling für den Klöppel herstellen (siehe Beitragsbild oben). Dazu wurde die Esse etwas aufgerüstet und mit neuen Blasebälgen versehen, sodass wir die zwei Renneisen-Stücke mit insgesamt etwa 3 Kilogramm auch im Schmiedefeuer verbinden konnten. Für dieses sogenannte „Feuerschweißen“ muss das Eisen auf gut 1100°C erhitzt werden, und als Flussmittel kommt Steinmehl zum Einsatz, das als Abfall beim Behauen der Sandsteine anfällt.
Am Abbundplatz ging es mit dem Bau des Holzgerüsts um die Kirche weiter. Inzwischen sind drei Seiten fast vollständig eingerüstet. Die hohen Stäbe in der Mitte der Giebelseiten entsprechen dabei in etwa der späteren Firsthöhe: für Besucher wie Mitarbeiter ist es beeindruckend die späteren Dimensionen des Baus somit etwas konkreter fassen zu können. Der Aufbau des Dachstuhls wird im Oktober dann zugleich Krönung und Abschluss der diesjährigen Saison werden!
Aktuell (Stand 20.09.2015) zählt die Klosterstadt 39.907 Besucher.