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Der Korbunterstand im Utrechter Psalter

Der Utrechter Psalter zeigt auf Seite 175[1] die rechts dargestellte Hirtenszene. Neben Schafen und mehreren Personen ist dort ein sehr großer Korb, der mit Öffnung nach unten steht, mit einem seitlichen Eingang zu sehen. Der Eingang ist ungefähr halb so groß wie ein Mensch. Eine der Personen spielt ein Flöte oder vielleicht auch Schalmei, da das Instrument eine leichte Biegung nach oben aufweist.Utr Ps Unterstand Schafe

In der Szene direkt rechts daneben wird ein weiterer dieser großen Körbe dargestellt. Dieser wird von einer Person auf der Schulter weggetragen. Dabei kann man auch das untere Ende des Korbes sehen. Dort scheinen die senkrechten langen Ruten ein Stück aus dem Korb herauszuragen.

Auf der Seite 175 des Utrechter Psalter steht der „canticum der laudes matutes an festfreien Tagen“. In diesem werden Zelte von Schäfern erwähnt. Dementsprechend kann man das dargestellte Bild als die zeichnerische Umsetzung dessen ansehen, was der Zeichner als Zelt eines Schäfers kannte.

 

Die Umsetzung auf dem Campus Galli

Einer der Korbunterstände in der Entstehung. Die Schnur im Innern hilft, während des Flechtens die Form zu halten.
Einer der Korbunterstände in der Entstehung. Die Schnur im Innern hilft, während des Flechtens die Form zu halten.

Zur Zeit hat der Campus Galli drei Schafe und es besteht die Möglichkeit, dass weitere Schafe hinzukommen. Die Schafe sind auf der Weide in der Nähe des Gemüsegartens untergebracht. Dort ist aktuell noch keiner oder nur wenig Schatten vorhanden. Die Korbunterstände bieten den Schafen einen guten und notwendigen Schutz gegen die Sonne.

Zum Bau dieser großen Körbe werden lange Weidenzweige senkrecht in den Boden gesteckt mit einer Aussparung dort, wo nachher der Eingang sein soll. Der Korbmacher Mario flicht dann dünnere Weidenzweige zwischen die senkrechten Weiden.

Die Enden der Weiden werden provisorisch am oberen Ende des Korbs zusammengebunden, damit der Korb beim Weiterflechten konisch wird. In der Darstellung aus dem Psalter wurden die überstehenden Enden einfach belassen, dieses haben wir bei einem der Körbe ebenfalls so gemacht.

In einem anderen Versuch hat unser Korbflechter das obere Ende des Korbs verflochten, davon versprach er sich eine längere Haltbarkeit. Wir haben bisher zwei Körbe mit verschiedenen Durchmessern und Höhen gebaut. Einer ist auf dem Marktplatz aufgestellt und der andere, etwas größere, steht bei den Schafen.

Die Korbunterstände auf dem Campus Galli

Die fertigen Unterstände bieten nur einen Schutz gegen die Sonne. Gegen Regen und Wind hingegen bieten sie keinerlei Schutz. Die Hirten im frühen Mittelalter werden dafür eingefettetes Leder oder Felle auf den Korb gebunden haben und sich so gegen die Witterung geschützt haben.

 

[1]In der digitalen Version vom Utrechter Psalter werden die Seiten nicht wie üblich mit Seitenzahl, Vorder- (recto) oder Rückseite (verso) bezeichnet sondern einfach durchgezählt.

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